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Libertäre Rundschau

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Kurt Kowalsky:

Irrationale Spiele und die Impfverschwörung

Auch der psychiatrische Wahn enthält ein Stückchen Wahrheit, und die Überzeugung des Kranken greift von dieser Wahrheit aus auf die wahnhafte Umhüllung über. (Sigmund Freud)

Die Impfverschwörung 


Eine Versicherung ist ökonomisch ein Spiel mit ungleichen Chancen, um die Unsicherheit zu verringern. Da die Summe aller Versicherungsbeiträge größer ist als die Summe aller Versicherungsleistungen, werden die Versicherungsnehmer im Durchschnitt Geld verlieren.

Sind Chancen und Risiken homogen verteilt, wie das zum Beispiel bei einer Lotterie der Fall ist, sollte man die Entscheidung einer Teilnahme am zunehmenden oder abnehmenden persönlichen Geldwert ausrichten.

Ein einzelner Euro kann viel Wert sein, fehlt er an der Supermarktkasse. Und ein nichtrauchender Mensch wird die exponentielle Wertsteigerung des fehlenden letzten Euros am Zigarettenautomaten kaum nachvollziehen können. Von solchen „echten“ Katastrophen einmal abgesehen, ist den wenigsten Menschen bewusst, dass der Wert des Geldes mit den Mengen beträchtlich schwanken kann.

Während für manche das Horten von Geld ein Selbstzweck darstellt, sie quasi mit dem Leben eine Wette abgeschlossen haben, zum Ende ihres Lebens eine ganze Menge Geld irgendwo herumliegen zu haben, machen 500 Euro mehr oder weniger an Erspartem die meisten Menschen nicht mehr oder weniger glücklich.

Da man durch die Multiplikation von armer Arbeit in seinem Leben in der Regel keine Millionen zusammengerafft bekommt, kann der Einsatz von ein paar Euros pro Woche im Lotto durchaus rational sein. Die Chancen für einen 6er plus Superzahl liegen bei 1 zu 139.838.160. Man wird also eher vom Blitz getroffen oder von einem Meteoriten erschlagen als zu gewinnen, doch ist die Gewinnmöglichkeit durchaus existent, nur eben unwahrscheinlicher als die erwähnten Gefahren respektive viele andere Lebensrisiken und Chancen. Würden Lottospieler sofort bei der Abgabe ihres Scheines erfahren, ob sie gewonnen oder verloren haben, würden sich die Umsätze der Lottogesellschaften vermutlich drastisch reduzieren. Da aber zwischen Abgabe des Scheins und der Ausspielung eine gewisse Zeit vergeht, haben die Hoffnung und der Tagtraum einen eigenen Wert, der jedenfalls größer ist als der Wert des Geldes für den nahezu sicher verlorenen Spieleinsatz.

Während sich bei Glückspielen Risiken und Chancen ausschließlich nach dem Spielplan richten, sich also mathematisch ohne Beobachtung der realen Welt ergründen lassen, wird eine Versicherung die versicherten Risiken statistisch erfassen müssen, um den Preis rational kalkulieren zu können.

Das Krankenversicherungswesen ist nun vielschichtig vom Staat reguliert, sodass jede Erörterung allgemeiner Grundsätze an der Realität ad absurdum geführt werden. Zudem ist die Höhe der Beiträge der gesetzlichen Pflichtkrankenversicherungen an den Bruttoverdienst der Arbeitnehmer gekoppelt und nicht an die Person oder ihre statistische Wahrscheinlichkeit zu erkranken.

Bevor die allgemeine Krankenversicherungspflicht 2009 meine persönliche Wette gewaltsam beendete, war ich über Jahrzehnte hinweg gar nicht krankenversichert. Grundlage für diese Entscheidung war meine persönliche Einschätzung meines Gesundheitszustandes. Ich wettete also mit mir selber, dass ich im fraglichen Zeitraum (Entscheidungszeitpunkt bis zu meinem Tod) weniger Arzt- und Heilbehandlungskosten zu tragen hätte als die Gruppe derjenigen, welche überdurchschnittlich krank und heilbedürftig sind. Ich also folglich mit einer Krankenversicherung mehr Beitrag leisten müsste, als mich die zukünftigen Heilbehandlungen kosten würden.

Ich habe die Wette gewonnen. Hätte mein Körper die 60 Zigaretten pro Tag doch nicht toleriert und ich wäre schwer erkrankt, so wäre das Spiel immer noch nicht verloren gewesen. Die erwartbaren maximalen Kosten lagen nach meiner damaligen Einschätzung bei etwa 150.000 DM. Wäre dieser GAU (größter anzunehmender Unfall) eingetreten, wäre das für mich wohl kein Problem gewesen, doch ich hätte 30 Jahre benötigt, um wieder in die ‚Gewinnzone‘ zu kommen. Wäre ich davor gestorben, hätte ich nicht mehr rechnen müssen.

Spielte ich also ein rationales Spiel? Einerseits, nein! Es war eine Wette. Denn die Einschätzung, welche Arzt- und Heilbehandlungskosten auf einen jungen Mann in den kommenden Jahrzehnten zukommen, kann man getrost und ungelesen in die Tonne hauen. So auch meine eigene. Das gilt auch dann, wenn man den vermeintlich gesunden oder ungesunden Lebenswandel berücksichtigt.

Andererseits, ja! Denn der um sich greifende Gesundheitswahn der Gesellschaft ließ die Krankenversicherungen zu einer Art Durchlauferhitzer im „Selbstbedienungsladen Heilbehandlung“ verkommen. Als Selbstzahler zahlt man wenigstens die unnützen Operationen und den Medikamentenmissbrauch der anderen nicht mit. Das erhöhte die Wahrscheinlichkeit, die Wette zu gewinnen.

Wüsste nun die Krankenkasse mehr? Natürlich nicht. Das Wohlergehen des jeweiligen Versicherungsnehmers ist – statistisch betrachtet – ein seltenes Ereignis und nicht kalkulierbar.

Variieren wir dieses Spiel: Aus der Perspektive einer Bank gibt es statistische Ausfallsrisiken bei der Kreditvergabe. Ein Angestellter, der verheiratet ist und seit 15 Jahren in einem ungekündigten Beschäftigungsverhältnis, ist statistisch betrachtet ein kleineres Risiko als der Bauhilfsarbeiter, der im gleichen Alter eben die Arbeit verloren hat und sich gerade scheiden lässt.

Aber packt morgen den Angestellten die Wut und er schlägt seinem Vorgesetzen den Schädel ein, ist die ganze Bonität mit einem Schlag zum Teufel. Auch hier sind das jeweilige statistische Element und sein Verhalten seltene Ereignisse und statistisch nicht fassbar. Sie, liebe Leserinnen und Frauen, sollten diese grundsätzliche Unwägbarkeit in Betracht ziehen. Geben Sie morgen ihrem Nachbarn („so ein anständiger, feiner Herr“) einen Kredit. Er bezahlt den Kredit zurück – oder auch nicht. Keine Statistik wird Ihnen dabei helfen. Zahlt er nicht und Sie besitzen keine Sicherheit (ein Pfand), so haben Sie empirisch das erfahren, was Ihnen theoretisch offenbar nicht einleuchtet. Zahlt er, ist aber lediglich bewiesen, dass Sie sich nicht verspekuliert haben, also mehr Glück als Verstand besaßen.

Schwimmen bei Nacht und andere Risiken

Kommen wir nun zum Impfen. Ich habe gegen die staatlichen Maßnahmen und den teilweise verordneten Bullshit genügend polemisiert und stehe mit Sicherheit nicht im Verdacht, ein Systemtrottel zu sein. In meinem vorherigen Artikel schrieb ich: „[E]s geht bei einer den Menschen bedrohenden Infektionskrankheit erst einmal um die individuelle Ansteckungsgefahr. Verlässt ein Mensch sein Haus und muss eine Straße überqueren, geht es nicht um Verkehrswissenschaft, sondern darum, nicht von einem Auto überfahren zu werden.“

Während das mit dem Auto und dem Überfahren den meisten wohl klar ist, ist wohl den wenigsten klar, wann und unter welchen Umständen die Gefahr besteht, sich mit diesem Coronavirus zu infizieren. Die Erkenntnisse einer Reihe von Aerosolexperten – das sind in der Regel Physiker – werden kaum publiziert und gut 60 Prozent aller von der Regierung herausgegebenen Empfehlungen und Verordnungen stehen im eklatanten Widerspruch zu den Tatsachen.

Der Aufruf „Bleibt zu Hause!“ schützt dann auch nahezu sicher, von keinem Auto überfahren zu werden, aber nicht davor, sich mit diesem Virus zu infizieren, wenn die Menschen in ihren kleinen schlecht belüfteten Wohnungen vermehrt Besuch empfangen, da die Außengastronomie geschlossen wurde. Dasselbe gilt für Kinos und Theater, sind deren Räumlichkeiten auch gut klimatisiert.

Mit der Corona Krise aber ist die Politik diesbezüglich zu völlig neuen Ufern vorgestoßen. Die Politik hat die Entdeckung gemacht, dass die Gesundheitsstatistik ein noch weit größeres Einfallstor für staatliche Willkür und Großmannssucht bietet als alle Kennziffern der Wirtschaftsstatistik. (Hans-Hermann Hoppe)

Bereits die Verordnung auf Parkplätzen, einen Mund-Nasen-Schutz tragen zu müssen, bestätigt, dass das Handeln der Verordnungsgeber beidseitig gesäumt ist von der Selbstsucht und intellektuellen Beschränktheit bestimmter Politiker.   

Es ist deshalb durchaus berechtigt, die vom Staat inszenierte Impfpropaganda kritisch zu hinterfragen. Das gilt umso mehr, weil eine Heerschar kryptostalinistischer Schmierfinken in den entsprechenden Medien ständig ihre Gewaltfantasien publizieren, mit welchen Methoden man Impfverweigerer zur Räson zwingen könnte.

Der Shitstorm, der in libertären Kreisen über Leute hinwegzieht, welche bekennen, sich impfen lassen zu wollen, ist jedoch ebenso verwerflich. Die gleichen Personen, welche ein Jahr lang die offiziellen Statistiken in dieser Angelegenheit aufgrund ihrer Verzerrungen angezweifelt haben, bemühen nun eben diese Statistiken, um anderen Leuten zu beweisen, dass die Wahrscheinlichkeiten, an Covid-19 schwer zu erkranken, recht gering wären. Das wird schon stimmen, doch sagt es nichts darüber aus, ob der Betroffene erkranken wird oder nicht.

Ich bin in meiner Jugend einmal in der Nacht und ohne Begleitung etwa 2,5 Kilometer über einen See geschwommen. Schnell werden die Lichter im Rücken recht klein, während die Lichter an der gegenüberliegenden Strandpromenade nicht größer werden. Man ist dann verdammt allein und vollkommen auf sich gestellt.

Und während ein gerütteltes Maß an Selbstdisziplin das Risiko des Ertrinkens minimiert (bekommt man keinen Kreislaufkollaps oder Herzinfarkt), nutzt dies bei einer Covid-19-Erkrankung und der Erkrankung der Atemwege bis zum Versagen der Atem- und Kreislauffunktion überhaupt nichts.

Niemand wird wissen, wie viele andere arrogante Selbstdarsteller noch jemals des nachts alleine über einen See geschwommen sind. Die Zahl der Ertrunkenen wird sich jedoch in Grenzen halten, weil unerfahrene Schwimmer erst gar nicht auf solch blöde Ideen kommen. Geht man davon aus, dass die Länge der Strecke im Normalbereich menschlicher Leistungsfähigkeit liegt und dass keine externen Gefahren drohen (man wird von keinem Boot angefahren oder von einem Hai angegriffen, und es gibt keine gefährlichen Strömungen), sind die das Vorhaben entscheidenden Bedingungen dem Schwimmer inhärent und werden von der Kondition anderer Schwimmer in der Vergangenheit nicht beeinflusst. Wer also auf die Statistik schaut, bevor er losschwimmt, anstatt auf seine eigene Leistungsfähigkeit, steht bereits mit einem Fuß im nassen Grab.

Diese klassische Logik (ich ertrinke oder ich ertrinke nicht) müsste auch Impfgegnern einleuchten, wenn sie meinen, ihr statistisches Halbwissen als Argument gegen eine Schutzimpfung zu posten.

Und während die meisten meiner Leser absolut sicher sind, nie des nachts allein in einem See zu ertrinken, weil sie ein derartiges Risiko erst gar nicht eingehen, lässt sich die Gefahr, von einem Auto überfahren zu werden, durch Achtsamkeit erheblich minimieren.

Das gilt selbstverständlich auch für eine Infektion mit diesem Virus. Die Gefahr, von einem Auto überfahren zu werden, ist ein Einparteienspiel (jeder achtet auf sich selbst). Die Gefahr, sich zu infizieren, aber ist ein Mehrparteienspiel. Ist man sich selbst darüber im Klaren, auf welchem Wege man Gefahr läuft, sich zu infizieren, nutzt das wenig, fangen sich Familienmitglieder das Virus bei der inniglichen Umarmung der zweitbesten Freundin ein und kommen infiziert nach Hause.

Das Impfen kann nun analog meiner obigen Ausführungen ein irrationales Spiel sein. Die Summe aller Nebenwirkungen und Kosten des Impfens kann die Summe aller Schäden durch die Infektionskrankheit Covid-19 überwiegen. Doch gibt es aus der Perspektive des Allgemeinwohls hier beträchtliche Bezifferungsprobleme. Stürbe morgen mein Rechtsanwalt (übergewichtig und an Diabetes erkrankt), hätte die Welt einen Dummschwätzer weniger, wie ich ihm vor einigen Tagen ins Gesicht sagte. Aus Sicht vieler meiner Leserinnen und Leser gilt das aber genauso für mich. Es ist also müßig, beziffern zu wollen, wie vielen Leuten die Kosten und Unwägbarkeiten einer Impfung auferlegt werden, damit sie sich nicht infizieren und eventuell daran sterben.

Wenn Sie, liebe Leserinnen und Frauen, morgen von irgendwem einen Brief bekämen, Sie mögen sich doch bitte gegen Corona impfen lassen, weil er zur Risikogruppe gehören und nicht Gefahr laufen möchten, infiziert zu werden, würden Sie die derzeit grassierende staatliche Propaganda „Deutschland krempelt die Ärmel hoch“ sofort als Bullshit erkennen. Warum, würden Sie fragen, lässt  jemand sich nicht selbst impfen? Dabei lasse ich jetzt einmal außen vor, dass für viele derzeit (April 2021) überhaupt keine Chance besteht, sich durch eine Impfung eventuell selbst zu schützen, da die Impflogistik von irgendwelchen unfähigen, korrupten politischen Gaunern monopolisiert wurde.

Nehmen wir aber den Fall an, dass sich dieser Jemand aus irgendwelchen medizinischen Gründen nicht impfen lassen darf. Dann rechtfertigt das immer noch keinen Aufruf an die Allgemeinheit, sich impfen zu lassen. Denn ein solcher moralischer Ansatz rechtfertige sonst auch einen Aufruf an alle Bäcker, sie mögen auf den Verkauf von Schnittchen, Kuchen und Torten verzichten, denn es gäbe da einen Übergewichtigen, der nicht an einer Bäckerei vorbeigehen könne, ohne sich so ein Teil zu kaufen.

Wie ich jedoch bereits an anderer Stelle bemerkte, auf einem Kreuzfahrtschiff, auf dem eine dekadent verblödete relative Mehrheit der Passagiere irgendeinen geschlechtslosen Laienschauspieler des Vorabendprogramms als Kapitän gewählt hat, erübrigen sich alle Überlegungen, ob „man“ in nächster Zeit einen Eisberg rammt oder vorher der Kraftstoff ausgeht oder irgendein Matrose die Rettungsboote an die Piraten verkauft hat oder was auch sonst noch passieren könnte. So ist es also auch durchaus möglich, dass übermorgen den Bäckern verboten wird, Übergewichtigen Süßigkeiten zu verkaufen und im nächsten Jahr bewaffnete Polizisten im Namen der Gesundheit Gewichtskontrollen durchführen werden.

Verlassen wir also die Überlegungen zum Allgemeinwohl, denn sie führen zu nichts. Betrachten wir die Frage „Impfen oder nicht?“ als individuelle Entscheidung.

Zurück zum Anfang dieses Besinnungsaufsatzes. Eine Krankenversicherung erhöht weder das individuelle Risiko zu erkranken noch mindert sie es. Wer als 25-Jähriger selbstgefällig einschätzt, dass er zu den überdurchschnittlichen Gesunden gehört, macht dies an seinem vergangenen Gesundheitszustand fest. Geht eine solche Spekulation nicht auf und man hat das ersparte Geld nicht zurückgelegt, ist man finanziell ruiniert, wird zum Bittsteller des Staates und wäre vielleicht doch lieber ertrunken.

Während eine Bank gut daran tut, statistisch genau zu erfassen, welche Kohorten in der Bevölkerung welches Kreditausfallrisiko haben, zahlt der Nachbar den ihm gewährten Privatkredit zurück oder nicht. In etwa so verhält es sich mit der Infektionskrankheit Covid-19 sowie ihren Verlaufsformen und Risiken.

Eine Schutzimpfung reduziert die statistische Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung, insbesondere einer schweren Verlaufsform in hohem Maße. Doch eine Schutzimpfung kann Nebenwirkungen (ich hatte keine) oder Langzeitschäden, vielleicht sogar den Tod zur Folge haben. Sind die zum Teil tödlichen Thrombosen bei Frauen im mittleren Alter ursächlich auf die Impfungen zurückführbar, dann sind dies statistisch nämlich keine seltenen Ereignisse, sondern Folgen der Impfung, welche mit einer geringen Wahrscheinlichkeit eintreten. Dies ist besonders tragisch, war doch die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs in Folge einer Covid-19-Infektion bei diesen Frauen statistisch betrachtet eher gering.

Die Geschichte lehrt, dass man durch das Opfern einer gewissen Zahl von Jungfrauen vermeintliches Unheil von einem Volk nicht abwenden kann. Doch wählen Passagiere auf einem Kreuzfahrtschiff irgend einen Clown als Kapitän und den Klabautermann als ärztlichen Leiter der Krankenstation, ist ein Rückfall in die Zeit der Inkas auch nicht mehr unwahrscheinlich.

Es würden sich wahrscheinlich auch genügend nicht sehr gefährdete, gesunde Frauen freiwillig melden, bestünde der Preis für eine Schutzwirkung von 1.000.000 potenziell stark Gefährdeter im Opfern von zehn Frauen. Es meldeten und melden sich ja auch ständig freiwillig junge Männer, um ihr „Vaterland“ oder sonstige Imaginationen mit ihrem Leben zu „verteidigen“.

Verlässt man diese verbrecherische Opferlogik aller Staaten und konzentriert sich auf seine eigene Lebenswelt, stellt sich lediglich die Frage, gehe ich das Risiko einer Impfung zugunsten eines Schutzes vor dieser Infektionskrankheit ein oder nicht.

Wir haben also analog zwei Möglichkeiten, über den See zu schwimmen. In der ersten Variante erhöht sich statistisch die Wahrscheinlichkeit zu ertrinken mit zunehmendem Alter, Übergewicht, Vorerkrankungen, Schwächen usw. Doch wir ertrinken oder nicht. In der zweiten Variante schwimmen wir auf einen Rettungsring zu, um mit diesem über den See zu schwimmen. Statistisch ist die Wahrscheinlichkeit, durch diesen Rettungsring umzukommen, geringer, doch existent. Und so werden wir wieder daran sterben oder nicht, und keine Statistik wird uns dabei helfen. 

Dieselbe Frage stellt sich bei der Einnahme eines Medikaments. Der Beipackzettel des klassischen Medikaments Aspirin spricht zum Beispiel von der Gefahr seltener bis sehr seltener „schwerwiegender Blutungen, wie z.B. Hirnblutungen besonders bei Patienten mit nicht eingestelltem Bluthochdruck“, die „in Einzelfällen möglicherweise lebensbedrohlich sein können“.

Was würden Sie, liebe Leserinnen und Frauen, denn vermuten, was auf dem Beipackzettel mit „selten“ gemeint ist?

Unter „selten“ versteht das Medical Dictionary for Regulatory Activities, welches die standardisierten Verfahren bei der Arzneimittelzulassung listet, ein Betroffener unter 1.000 Behandelten. Hätten Sie das so geschätzt? Und haben Sie zuletzt Ihren Blutdruck kontrolliert, bevor Sie eine Aspirin schluckten?

Im Vergleich dazu ist das statistische Risiko eines Impfschadens gering. Es gibt aber sehr große Unterschiede in der Beurteilung von Risiken und Nutzen. Nur die einen werden in den Medien selten thematisiert, die des Impfens jedoch ständig, was zu einer Art Verhältnisblödsinn führt. Und die offiziellen Stellen, welche Impfstoffe zulassen bzw. Empfehlungen aussprechen, können aus ihrem Selbstverständnis heraus auch geringe Risiken nicht verschweigen.

Ist Ihnen, liebe Leserinnen und Frauen, eigentlich aufgefallen, dass ich oben schrieb, der Aufruf „Bleibt zu Hause!“ schütze nahezu sicher, von keinem Auto überfahren zu werden? Warum schrieb ich „nahezu sicher“? Weil es eben nicht vollständig sicher ist. Denn ein paar Mal in den letzten 70 Jahren kam ein Lastwagen auf einer Bundesstraße ins Schleudern und durchbrach die Mauer einer Wohnung im Erdgeschoss. In der gleichen Systematik beraten Wissenschaftler Regierungen und veröffentlichen ihre Pressemeldungen. Intelligenz kennzeichnet sich nun dadurch aus, dass man Wesentliches von Nebensächlichem unterscheidet. Und genau an dieser Eigenschaft fehlt es den Regierungen und einem gewissen Teil der journalistischen Zunft.

Wie dem auch sei, zu Recht wurde seit März 2020 kritisiert, dass bei der Erhebung von Covid-19-Todesfallzahlen nicht entsprechend differenziert wird, wer durch die Infektionskrankheit und wer mit dieser Infektionskrankheit verstorben ist. Der Ursachenwirkungsmechanismus ist aber leider nicht derart banal wie in dem oben beschriebenen Prinzip der Zweiwertigkeit.

Komme ich aufgrund von Atemnot in ein Krankenhaus und sterbe in Folge einer nicht fachgerechten Behandlung (was meine Angehörigen erst einmal beweisen müssten), so bin ich nicht an Covid-19 verstorben, sondern durch einen „Kunstfehler“. Bekomme ich durch die Atemnot einen Herzinfarkt, ist die Todesursache dieser Infarkt, doch ohne die Infektion und die Atemnot wäre der Infarkt vermutlich ausgeblieben. Covid-19 kann also durchaus selbst eine Vorerkrankung darstellen. Juristen würden hier von einem Gefährdungszusammenhang sprechen.

Ungeachtet dessen ist es ausgesprochen unredlich, zum Beweis der Risiken des Impfens nun ebenfalls nicht mehr zwischen mit oder durch das Impfen zu Schaden Gekommene zu differenzieren.

Impfen, ablenken oder kastrieren?

Aber natürlich wird man mir nun entgegenhalten, dass man selbst ja die geheimsten, aber wahrsten Statistiken entdeckt hätte, welche nahelegten, dass die gewählten Pausenclowns und Klabautermänner sich mit der rational agierenden Hochfinanz oder anderen Gaunern verschworen hätte, um die Bevölkerung auszurotten oder so ähnlich.

Selbstverständlich ist die Geschichte des Parlamentarismus auch eine Geschichte des niederträchtigen Lobbyismus. Der militärisch-industrielle Komplex hat nach dem Zweiten Weltkrieg Millionen Tote gefordert. Und das unheilvolle Zusammenspiel zwischen den wirtschaftlichen Interessen unterschiedlicher Akteure im Gesundheitswesen und den politischen Entscheidungsträgern machte aus den um ihre Gesundheit besorgten Menschen eine Armee ohnmächtiger Kranker.

Doch der Zugang zur Macht ist in der Herrschaftsform des Demokratismus offen. Es machen sich täglich Hunderte auf den Weg, diese Macht zu erlangen oder die derzeitigen Machthaber zu beeinflussen. Einerseits, um die eigenen Interessen auf Kosten der Allgemeinheit durchzusetzen, anderseits um ihre Gewaltfantasien zu verwirklichen. Die meisten scheitern aber. Mit einem gerüttelten Maß an Niederträchtigkeit, der Kunst zu täuschen und etwas Glück kann es aber klappen.

Danach gilt es, die Macht zu erhalten und auszubauen. Ein teuflischer Balanceakt flankiert von den Intrigen der eigenen Parteifreunde, den Medien und der öffentlichen –, besser gesagt der veröffentlichten Meinung, sowie einer übermächtigen Administration, dessen Beamte schon so manchen Politiker kommen und gehen sahen.

Wer dann beispielsweise annimmt, dass eine Gesundheitsbehörde über Monate hinweg die Statistiken fälscht, um zu verschleiern, dass der empfohlene Impfstoff mehr Menschen töten als die Infektionskrankheit, verkennt die Heterogenität des Systems. In der trüben Brühe des politischen Wettbewerbs ist das Durchstecken von Informationen sowie das Abstechen von Parteifreunden Alltag. Natürlich wäre eine größere Anzahl an Abgestochenen wünschenswert und der Wahrheit dienlicher, aber das Leben ist nun einmal kein Wunschkonzert.

Bei diesem Ansatz gilt es jedoch zu bedenken, dass sich Deutschland seit über zehn Jahren in einer Art Ausnahmezustand befindet. Klassisch standen sich nämlich bis etwa 2005 weite Teile der Presse und die parlamentarische Opposition mehr oder weniger antagonistisch gegenüber. Das hat sich grundsätzlich geändert.

Der Demokratismus, der inhärent ein System des Unfriedens, der Zwietracht und der Volksverhetzung ist, demaskierte sich mit der großen Koalition (CDU und SPD) vollends als Parteienherrschaft. Der Parteienklüngel, welcher sich in der Vergangenheit theatralisch gegenseitig den Untergang des Abendlands vorwarf, hat sich fraternisiert und eine Art Ausnahmezustand ausgerufen, der nun über die Jahre aufrechterhalten wird. Die verkündete Pandemie ist nur die Krönung dieses Exzesses.

„Souverän ist“, so Carl Schmitt, „wer über den Ausnahmezustand entscheidet.“ Nach ihm kommt es dann auch nicht darauf an, dass im Ausnahmezustand richtige oder falsche Entscheidungen getroffen werden, sondern lediglich darauf, dass sie von der zuständigen Stelle gefällt werden.

Die Partei der Grünen mit ihren ökofaschistischen Tendenzen hat die Zeichen der Zeit verstanden und ist dabei, im Wettbewerb der Gewaltfantasien auch noch den letzten christlich-tyrannischen Vorschlag zu übertrumpfen. Und mit Sicherheit werden nicht wenige dieser selbsternannten grünen Gutmenschen bereits Pläne ausgearbeitet haben, wie man im Schatten der Notstandsgesetzgebung jetzt die eigenen Weltenrettungsdiktate umsetzen könnte.

Und dies alles ist getragen von einer relativen Bevölkerungsmehrheit. Freiheit ist eben für die meisten Menschen kein Wert an sich. Und Unterordnung erfüllt das grundlegende Bedürfnis nach Sicherheit. Auch ein Hund braucht Zeit, bis er lernt, mit den Wölfen zu heulen. „Haustiermagazin.com“ schrieb am 18. Dezember 2018 in dem Artikel „Warum heulen Hunde?“: „Wenn dein Hund ständig heult, weil er sexuell motiviert ist, kannst du versuchen, ihn abzulenken oder über eine Kastration nachdenken.“

Ich, meine lieben Leserinnen und Frauen beiderlei Geschlechts, habe bereits nachgedacht und mich nicht ablenken lassen. So habe ich mich gegen eine Kastration, aber für das Impfen entschieden, was ausdrücklich keine Empfehlung darstellen soll. Ich will auch niemand davon überzeugen, dass das Rauchen von 60 Zigaretten am Tag gesund ist oder das Schwimmen über dunkle Seen bei der Einordnung statistischer Tatsachen in die eigene Lebenswelt hilfreich sein kann. Aber geschadet hat mir das alles sicher nicht. Sollten Sie von mir in den nächsten Wochen nichts mehr hören, sind das keine Spätfolgen des Impfens, sondern ich wurde vermutlich beim Überqueren einer Straße von einem Auto überfahren – seiʼs drum!

 

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 Meine Buchempfehlungen:

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Erstellt am 07.04.2020, zuletzt aktualisiert 25.04.2021 Alle Rechte vorbehalten. Alle Rechte vorbehalten.    
   
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