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Perversionen im Schlachtbetrieb und andere Freiheiten
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Wissen Sie was eine Eule ist? Eine Eule ist dieser Vogel
mit den großen Augen. Ornithologen werden diese Aussage zu differenzieren
wissen, doch hier für den Hausgebrauch spielt es keine Rolle. Wenn ich also
von einer Eule schreibe, referiert dieser Begriff auf diesen Vogel in der
realen Welt dort draußen. Ohne diesen Gegenstandsbezug ist denken
schlechterdings nicht möglich. Denn ohne Gegenstandsbezug ist das Ding von
anderen Dingern nicht zu unterscheiden und letztendlich auch nicht mehr vor
dem Hintergrund. Es ist wie ein beliebiges Pixel in anderen Pixeln.
Sprache ist, so die Philosophie seit der linguistischen Wende im 20.
Jahrhundert, die unhintergehbare Bedingung des Denkens. Und so ist unser
Erkennen auch stets durch Sprache strukturiert. Eine Nachricht, erzählt die
jetzt beschriebene Referenz wieder. „Ich sah eine
Eule“ ist eine andere Nachricht als „mein Nachbar sah eine Eule“. Das eine
Mal müssen Sie, liebe Leserinnen und Frauen, mir nur vertrauen, das andere
Mal mir, dass ich die Nachricht meines Nachbarn richtig wiedergeben habe,
und meinem Nachbar, dass dieser mich nicht täuschen wollte oder sich geirrt
hat usw. Ich möchte das gerne an einem anderen Beispiel verdeutlichen. Wenn Oma gestorben ist, stände die Nachricht „Oma ist tot“ in Referenz zu der physikalischen Tatsache, dass die arme Frau nicht mehr lebt. Kommt Fritzchen drei Tage nicht zur Schule, weil eben seine Oma gestorben ist, dann mag das ein plausibler Entschuldigungsgrund sein. Meint nun aber der Lehrer, dass dies eine faule Ausrede wäre, denn er hätte die Frau noch gestern am Fenster stehen sehen, so ist die Aussage des Lehrers begründete Meinung, referiert jedoch nur mit dessen Augenschein. In dem entsprechenden Witz hatte man die tote Oma noch für zwei Tage ans Fenster gestellt, um nochmals Rente zu kassieren.
Die
Nachricht „Oma lebt“ ist also nicht alternativ, sondern falsch. Nun werden
einige meiner Leserinnen und Frauen schon zu Beerdigungen gegangen sein,
weil sie darauf vertrauten, dass die Todesanzeige kein Fake gewesen ist,
geschweige, dass sie selbst überprüft haben, ob der hier zur Bestattung
präsentierte Leichnam auch wirklich tot ist. Es stellt sich also oft die
Frage, ob die Quelle der Nachricht seriös ist oder nochmals überprüft werden
muss. Das ist einfacher gesagt, als getan. Seriös erscheint einem vor allem
das, was die eigenen Vorurteile bestätigt. Wem würde man also im Zweifel
mehr trauen. Fritzchen, diesem kleinen Strolch, oder dem untadeligen Lehrer?
Das
Problem ist nicht neu, obwohl die Landesmedienanstalten jüngst meinen, dass
bestimmte Onlinemedien ihren journalistischen Sorgfaltspflichten nicht
nachkommen würden, also sie Quellen nicht angeben, Zitate nicht als solche
kennzeichnen oder Recherchepflichten vernachlässigen.
Das
hat für mich deshalb einen üblen Beigeschmack, weil ich nach über 55 Jahren
Medienkonsum und der dadurch eingegangenen ständigen Gefahr der totalen
Verblödung, nur selten den Eindruck hatte, dass ausreichend recherchiert und
kolportierte Aussagen auf Glaubwürdigkeit überprüft wurden. Alles ohne
Internet und ohne das Geraune von Ken Jebsen. Denn schon immer stellten sich
die Fragen: Weiß der Schreiberling was eine Eule ist? Hat er diese
tatsächlich gesehen? Wenn nicht, auf wessen Aussage beruft er sich, und ist
der beschriebene Sachverhalt in meiner Lebenswelt einzuordnen oder verstößt
er gegen Denkgesetze?
Der Spiegel
war so zum Beispiel Vorreiter darin, Nachricht und Meinung undurchsichtig zu
vermengen. Und die Floskel „… nach gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen …“
sagt wohl auch nichts anderes aus als, dass sich der Schmierfink diesen
Passus beim Schreiben aus den Fingern gezogen hat. Der ehemalige
Spiegel-Autor Stefan Niggemeier attestierte dem ‚Nachrichtenmagazin‘
dann auch eine „gefährliche Kultur des Geschichten-Erzählens“ („Der
‚Spiegel‘ und die gefährliche Kultur des Geschichten-Erzählens“ [19.12.2018]
in „Über Medien“ [Onlinemagazin]).
Apropos hirntot: Anlässlich der Eröffnung der Leipziger Messe am 16. März
1987 druckte das
Neue Deutschland
43 Fotos von Erich Honecker, dem damaligen Obergauner der DDR, ab. Dafür
gibt es in unserer Presselandschaft heute sicher keine Parallele, weil
Hofberichterstattung intelligenter betrieben wird. Doch das ‚Anwanzen‘ an
den Herrschaftsapparat ist für viele Medienmacher wohl bereits zur
Selbstverständlichkeit geworden. Natürlich ist es ermüdend, bei jeder publizierten Aussage eines Politikers, die Leserinnen und die Frauen darauf hinzuweisen, dass dieser Herr vor zwei oder drei Jahren schon einmal gelogen hat. Oder, dass diesem Minister nicht zu trauen ist, weil er bereits ein paar Milliarden Steuergelder versenkt hat.
Die
Nachricht, Frau Dr. Merkel sei Naturwissenschaftlerin, ist nicht neu (die
FAZ erwähnte es gleich mehrmals),
aber es gehört wohl zu den journalistischen Sorgfaltspflichten, dann auch zu
erwähnen, dass unter Führung dieser christlich-physikalischen Koryphäe
Atomkraftwerke zu Gunsten von Kohlekraftwerken abgeschaltet werden, weil man
das Klima retten möchte. Besonders die jungen Leser und die Alten, welche
diese Tatsachen wieder vergessen haben, müssen ja einschätzen können,
welchen Wert man den Aussagen dieser Frau beimessen kann.
Hat
nun der „Wahrheit-Sender 905“ online und unreguliert gestern den gelernten
Bauschlosser als ehemaligen NASA-Mitarbeiter beweisen lassen, dass die
Mondlandung 1969 ein Fake war und interviewt heute seinen Haushomöopathen
als anerkannten Virologen, der beweist, dass man mit dem Trinken von zwei
Litern energetischem Wasser Coivid-19 verhindern kann, dann ist das Beweis
genug, dass zumindest Teile des Volkes nicht so dumm sind, wie manche
glauben, sondern total verblödet.
Mitreden im Schlachtprozess
Ohne diese systematische Verblödung wäre es wohl auch nicht denkbar, dass
ständig in den Qualitätsmedien vom „Demokratieprozess“ geschmiert und
geschwätzt wird, ohne nur einmal zu definieren, was man darunter konkret
versteht. Anfang 2016 verstieg sich die
FAZ zu der Aussage, dass die
Flüchtlingsproblematik nur deshalb ein Problem darstellt, weil die Leute in
dieser Angelegenheit nicht mitreden dürften (vgl. hierzu meinen Artikel
„Massenvergewaltigung“ auf Libertäre Rundschau vom 1. Februar 2016). Der
FAZ-Schreiber hatte wohl noch gar
nicht mitbekommen, dass „die Leute“ noch nie in dieser Republik mitreden
durften. Das vielgerühmte Grundgesetz sieht das auch gar nicht vor.
Mir
fällt da Michel Foucault ein, der von der „Einpflanzung von Perversionen“ in
einem anderen Zusammenhang schreibt. Je inständiger auf diesen
Demokratieprozess hingewiesen wird, desto größer ist das Verlangen, die so
gesetzte Wortschöpfung auszufüllen.
Es
macht einen Unterschied, ob ein Politiker annehmen kann, dass er ein
legitimer Akteur in einem durch ein Ereignis ausgelösten Verlauf ist, um
einen unliebsamen Endzustand abzuwenden. Oder ob der Politgauner insgeheim
weiß, dass er hier nur deshalb agieren kann, weil ihn eine Heerschar
bewaffneter Schergen beschützt und er seine Entscheidungen nicht zu
verantworten braucht.
Und
so weiß Hinz und Kunz nicht wirklich etwas von einem Demokratieprozess. Der
durch die derzeit grassierende staatliche Pandemiebekämpfung bankrottgehende
Einzelhändler, Gastwirt oder Künstler ist weder Akteur noch hat er nur die
geringste Vorstellung darüber, welches konkrete Handeln seinen Zustand
beenden könnte. Denn seine Existenzgrundlage wurde nicht durch ein Virus
vernichtet, auch ist sein Geschäft nicht verseucht, sondern administrative
Maßnahmen des Herrschaftsapparats, welche jeden Monat mit anderen
Begründungen verlängert werden, erwürgen ihn qualvoll.
Und
hat er das, was er unter der Teilnahme am sogenannten Demokratieprozess zu
verstanden haben glaubt, durchexerziert (Unterschriften gesammelt,
Leserbriefe geschrieben, demonstriert, den Abgeordneten im Wahlkreis eine
„blöde Sau“ genannt), glaubt er wohl am Schluss, dass er bei der nächsten
Wahl die ‚Richtigen‘ wählen müsse, obwohl er insgeheim ahnt, dass sich sein
Zustand mit einem Kreuz auf einem Wahlzettel auch nicht verbessern wird. Hat
er doch je nach Alter schon drei-, vier- oder fünfmal geglaubt die
‚Richtigen‘ gewählt zu haben. Ein weiterer falscher Ansatz ist, in irgendwelchen Medien nach der Rationalität der verordneten Maßnahmen zu suchen. Denn genau diese Suche führt zu einer pathologisch sich wechselseitig verstärkende Dynamik. Man glaubt, der Regierung nachweisen zu müssen, dass sie nicht die ‚richtigen‘ Maßnahmen getroffen hat, sich auf die ‚falschen‘ Wissenschaftler stütze usw. Doch der Regierung weist man nichts nach, vielleicht seinem Nachbarn oder einem Kommentator einer Zeitung, wenn er den Eintrag unter den anderen 1.000 Einträgen, dann mal lesen würde. Stets nimmt man irrtümlicherweise an, am viel beschworenen Demokratieprozess teilzunehmen, doch wird man dadurch nicht zum Akteur, sondern bleibt Opfer.
Es
ist einerlei, ob ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, irgendetwas
weiß oder dumm stirbt, es stirbt. Das Ganze nennt man Schlachtprozess. Und
die Perversion liegt darin, dass nicht die Schafe darüber befinden, ob es
richtig oder falsch wäre, sie zu schlachten, sondern die Schlächter. Wer
glaubt, dass das angstvolle Blöken des Schafes ein Mitreden beim
Schlachtprozess wäre, ist ein Idiot.
Bisher ungerügt von Medienanstalten und Presserat weisen die angeblichen
Qualitätsmedien auch nur äußerst selten darauf hin, dass der aktuell
publizierte Besserwisser von den Lockdownmaßnahmen persönlich nicht
betroffen ist, sein Gehalt ist gesichert und er vermag sich nur schlecht
vorzustellen, wie es wäre, seiner Existenz beraubt zu werden. Da sich der
Fachmann ein eigenes Haus oder zumindest eine geräumige Wohnung leisten
kann, wird es auch sein Vorstellungsvermögen überfordern, wie sich Lockdown
in einer kleinen Zweieinhalbzimmerwohnung mit drei Kindern anfühlt.
Wo
mancher Einzelhändler oder Gastwirt bereits ohne Lockdown von drei
Professorengehälter ein ganzes Jahr gelebt hat, wäre es doch nur fair,
würden die Qualitätsmedien regelmäßig darauf hinweisen, dass hier jemand die
Strangulation von Leuten befürwortet, ohne selbst betroffen zu sein.
Schluss, Umkehrschluss, Fehlschluss Ich hatte neulich an
anderer Stelle erwähnt, dass sich ein Hund deshalb am Schwanz leckt, weil er
es kann. Wird man Augenzeuge eines solchen Vorgangs und ist überrascht, da
man dies noch nie beobachtet hat, sollte man daraus aber nicht schließen,
dass jetzt der Hund zum Schwein mutiert. Der Demokratismus als
moderne Herrschaftsform lebt von der Mär, im freien Dialog und der
fortlaufenden Suche nach Rationalität eine gesellschaftliche Ordnung zu
gestalten und zu erhalten. Freie Meinungsäußerung
hat jedoch nichts mit einem Dialog zu tun.
Ein
Dialog, im Sinne eines kommunikativen Austauschs, der auf das Einverständnis
des Gegenübers abzielt, findet zwischen dem Herrschaftsapparat (Staat) und
den Beherrschten (Volk) nicht statt. Er ist auch denkunmöglich, kann also
nicht stattfinden, weil der ideale Sprechakt ein herrschaftsfreier Diskurs
wäre (vgl. Habermas: „Theorie des kommunikativen Handelns“, 1981;
Hoppe:
„Eigentum, Anarchie und Staat“, 1987).
Nein, man muss diese Ausführung nicht verstehen und sie
werden auch nicht verstanden, weil durch ständige Indoktrination und der
alltäglichen Praxis des Meinungsaustausches man seit Generationen den
untauglichen Versuch kultiviert hat, durch Schwätzen Regierungen
beeinflussen zu wollen.
Obwohl noch kein Zuschauer in einer Talkshow erlebt
hat, dass ein geschminkter Politiker seinem geschminkten Kontrahenten
bekundet, dass er von dessen Argumenten persönlich überzeugt wurde und
deshalb bei der anstehenden parlamentarischen Abstimmung gegen seine eigene
Fraktion stimmen werde, hält sich hartnäckig die Illusion, dass die
politische Diskussion von Argumenten getragen wird, die gesellschaftliche
Ordnung gestaltet.
Nach meiner Erfahrung benötigt man bereits Stunden, um
einfachen Mitgliedern einer politischen Partei die Tatsache zu
verdeutlichen, dass auch sie nicht an der Willensbildung innerhalb der
Partei mitwirken, sondern die Entscheidungen der Parteiführung wie Hinz und
Kunz aus den Medien erfahren. Im Strafrecht kann übrigens der Richter bei
Untauglichkeit eines Versuches aus grobem Unverstand von der Bestrafung des
Täters absehen.
Nun sollte man nicht glauben, dass der Umkehrschluss
weniger fehlschlüssig wäre. „Nichts ist widerwärtiger als die Majorität;
denn sie besteht aus wenigen kräftigen Vorgängern, aus Schelmen, die sich
akkommodieren, aus Schwachen, die sich assimilieren, und der Masse, die
nachtrollt, ohne nur im mindesten zu wissen, was sie will“, wusste schon
Goethe zu formulieren. Volkes Wille ist ein theoretisches Konstrukt, das
empirisch nicht zu ergründen ist. Was wollen über 80 Millionen Einwohner
Deutschlands? Was wollen 331 Millionen Bürger der USA?
Und stützten sich die Verfassungen der Demokratien
westlicher Prägung, tatsächlich auf den Willen des Volkes, bedeutete dies,
in Anbetracht von mangelnder Willensklarheit und Ernsthaftigkeit, dass alle
Staatstätigkeit sich darauf beschränken müsste, nur dieses Willenspotential
(die Freiheit sich zu entscheiden) zu garantieren. Und demzufolge wird auch
das Volk selbst, sich nicht durch Abstimmungen legitimieren können, in die
Integrität bestimmter Personen einzugreifen.
Da geht aber eher ein Kamel durch ein Nadelöhr, bevor
der Hund auf sein Schwanzlecken verzichtet. Doch auch das muss nicht
verstanden werden und wird auch nicht verstanden, wie die zahlreichen
Meinungsäußerungen der Politikverdrossenen beweisen.
Volksverhetzung? Meinungsäußerung, auch
unliebsame, sind systemimmanent. Einerseits muss in einem Herrschaftssystem
der offenen Macht, den konkurrierenden Parteien idealtypisch die Gelegenheit
gegeben werden, ihre Gewaltfantasien der Bevölkerung mitzuteilen. Anderseits
geben Meinungsäußerungen die Stimmung in der Bevölkerung wieder und
ermöglichen so eine Moderation (Lenkung, Beeinflussung) der ‚öffentlichen
Meinung‘, also dem Urteil über bestimmte politische Sachverhalte, das in
einer Gesellschaft vorherrscht. Bei den jüngsten
Aktivitäten der Medienanstalten wird dann auch allgemein von den betroffenen
sogenannten Alternativmedien verkannt, was mit den Maßnahmen bewirkt werden
soll bzw. welche Befürchtungen des Herrschaftsapparats ihnen zugrunde
liegen. Die Aufgabe der
Landesmedienanstalten war schon immer die Aufsicht über private Radio- und
Fernsehprogramme. Dazu zählt die Vergabe von Frequenzen, die Verfolgung von
Verstößen gegen Werbevorschriften, die Verfolgung von Gewaltverherrlichung
und Volksverhetzung und vieles mehr. Man merke sich beim
Stichwort „Volksverhetzung“, dass die Aussage, irgendeines
Parteifunktionärs, zum Beispiel eine Immobiliengesellschaft enteignen zu
wollen oder die Aussage, den Bau von Einfamilienhäusern verbieten zu wollen,
keine Volksverhetzung darstellt. Denn das Wesen des Demokratismus besteht ja
genau darin, bestimmte Teile der Bevölkerung gegen andere auszuspielen, um
alle paar Jahre Wählerstimmen zu bekommen. Frauen gegen Männer, Arbeiter
gegen Arbeitgeber,
Nichtraucher gegen Raucher, Mieter gegen Vermieter und
natürlich arm gegen reich. Der klassische private
Rundfunk- oder Fernsehsender war vor dem Internet ein kapitalintensives
Unternehmen. Da bei gravierenden Verstößen gegen die Vorgaben der
Medienanstalten man mit Lizenzentzug zu rechnen hatte, kann ich mir nicht
vorstellen, dass es für die Medienanstalten diesbezüglich viel zu tun gab. Aber natürlich verkaufen
sich Emotionen besser als Hintergrundberichte, so dass ein medialer
Geschäftemacher schon auf die Idee kommen könnte, die verblödeten
Konsumenten aus gegebenem Anlass gegen irgendwelche Minderheiten
aufzuhetzen. Ein Ruanda 2.0 ist auch im christlichen Abendland ansatzweise
möglich.
Instagram hat ja nicht deshalb so großen Erfolg, weil es da so viel zu lesen
und denken gibt. Und wer weiß, ob die Analphabeten Quote hierzulande nicht
schon die 40 Prozent von Ruanda klammheimlich überschritten hat.
Mit dem Internet und den entsprechenden sozialen Medien
veränderte sich die Struktur medialer Kommunikation gewaltig. Um ‚senden‘ zu
können, bedurfte es plötzlich keiner Millionen an Kapital und auch keines
Rechtsanwaltes, der sich mit den gesetzlichen Vorschriften und den
Anforderungen der Medienanstalten herumschlägt.
Neben der privaten Selbstdarstellung „Ich und mein
Katzenvideo“ bot das Internet nun Gelegenheit zur Verbreitung von
„geschäftsmäßig journalistisch-redaktionellen Inhalten" ohne großen
Kapitaleinsatz. Parallel stellte der Herrschaftsapparat fest, dass viele
jungen Leute sich erst gar keinen Fernseher mehr kauften.
Zwei Konsequenzen wurden daraus gezogen. Zuerst
verpflichtete man alle (außer die Obdachlosen) zur Zwangsabgabe für die
„GEZ-Medien“. Dann passte man die Definition „Rundfunk“ und „Senden“ den
neuen Medien an, sodass die Medienanstalten nun für die Onlinemedien
zuständig sind.
Nach deutschem Recht darf Meinung keine
personenbezogenen ‚falschen Tatsachen‘ enthalten. Und eine öffentliche
Äußerung darf andere Personen nicht herabwürdigen, gewaltverherrlichend
sein, nicht gegen Minderheiten aufhetzen und vieles andere mehr. Ein Blick
ins Strafgesetzbuch genügt, um zu wissen, dass ein Staatsanwalt reicht, um
die „Meinungsträger“ abzuschalten. Jedenfalls benötigt der Staatsapparat
dafür keine Medienanstalten.
Ferner war und ist schon immer der Aufruf zu Straftaten
verboten und strafbewehrt. Wem es also dämmert, dass das Sammeln von einer
Million Unterschriften gegen den „Würgegriff der Gutmenschen“ (vgl.
Interview
"Im Würgegriff der Gutmenschen" mit Hans-Hermann Hoppe auf Libertäre Rundschau [06.01.2021])
nutzlose Zeitverschwendung war, sollte nicht dazu aufrufen, das Tragen von
Masken zu verweigern oder sein Geschäft trotz Verbot zu öffnen. Der Ärger
ist gewaltig.
Du willst es doch auch!
Entsprechend der Legendenbildung des Staates geht die
Staatsgewalt nach
Art. 20 (2)
Grundgesetz vom Volke aus. Hoheitliches Handeln ist demnach kein von oben
nach unten vollzogener Akt in einem hierarchischen Subordinationsverhältnis
der Über- und Unterordnung, sondern hat seinen Ursprung in dem Volk, gegen
das hoheitliches Handeln gerichtet ist. Das Volk droht mit und übt gegen
sich selbst Gewalt aus.
Volk ist nach dieser Legende wohl so eine Art
dumpfbackener Tollpatsch, der vorne irgendwelche Kreuzchen macht und hinten
mit dem Arsch „einfache, nicht verfassungsändernde Notstandsgesetze“, so
auch das Infektionsschutzgesetz in allen möglichen Fassungen, verabschiedet.
Wie sagte der Vergewaltiger zu seinem Opfer? „Du willst es doch auch!“
Willy Brandt (SPD), der mit dem Slogan „Mehr Demokratie
wagen“ in den Wahlkampf zog, verkündete 1968 im Deutschen Bundestag: „[…]
ich bin davon überzeugt, dass jeder auch nur entfernt ausdenkbare Versuch zu
einem Mißbrauch der Notstandsgesetze auf unseren leidenschaftlichen
Widerstand stoßen würde. […] Wer einmal mit dem Notstand spielen sollte, um
die Freiheit einzuschränken, wird meine Freunde und mich auf den Barrikaden
zur Verteidigung der Demokratie finden, und dies ist ganz wörtlich gemeint.“
Herr Brandt ist 1992 gestorben. Und natürlich ist es
„entfernt denkbar“, dass die seit über einem Jahr abwechselnden Verordnungen
auf Grund des Infektionsgesetzes missbraucht werden. Nur scheint es
undenkbar zu sein, dass Sozialdemokraten auf die Barrikaden gehen, laufen
sie dadurch Gefahr ihre Macht zu verlieren.
So ist das mit den Barrikaden also ausgefallen, weil
das Herrschaftssystem selbstreferenziell bestimmt, ob es entartet ist oder
nicht.
Damit wären wir bei der eigentlichen Aufgabe dieser
Medienanstalten. Es ist nämlich in einer pluralistischen Gesellschaft
äußerst unwahrscheinlich, dass sich in normalen Zeiten aus dem Stimmengewirr
ein einheitlicher Wille formt, der zum organisierten Widerstand gegen den
Staat führt. Zu unterschiedlich sind die Interessen, Erwartungen und
Befürchtungen.
Notstände, ob tatsächlich oder inszeniert, ob Terror,
Hochwasser oder Virus, reduzieren aber diese Interessen auf die den Notstand
begleitende Phänomene. Menschen suchen Kooperation, aber auch Führung und
nach einiger Zeit die Schuldigen. In der alten Medienwelt kamen die
Informationen verzögert, die Beurteilung waren unsicher und vor allem
dauerte es Tage, bis man sich mit seinen Freunden und Bekannten
kurzgeschlossen hatte, um zu erfahren, wie denn deren Meinung sei. Die
Struktur der sozialen Medien erlaubt es heute, sich binnen Stunden mit
Millionen Menschen gleichzuschalten, sich mit ihnen „einig zu sein“, ohne
auch nur eine Gegenstimme, eine andere Sachverhaltsschilderung gehört haben
zu müssen.
Der bereits erwähnte
Foucault würde wohl von Normierungsmacht sprechen. Und diese möchte das
Herrschaftssystem natürlich nicht verlieren.
Die Möglichkeit einer derartigen Mobilisierung in
nahezu jede denkbare Richtung bedarf auch nicht unbedingt einer
Notstandsituation. Sie eignet sich durchaus, solche Notstände erst
herbeizuführen. Vollkommen unabhängig ob es gegen den Herrschaftsapparat
oder gegen eine Bevölkerungsgruppe, Institution oder Person geht.
Und während die Verbreitung personenbezogener falscher
Tatsachen verboten ist und von der betroffenen Person angezeigt und
unterbunden werden kann, ist die Verbreitung von Lügen und/oder die
Konstruktion irgendwelcher Zusammenhänge nicht strafbewehrt. Wer behauptet,
das Coronavirus wäre eine Erfindung der Demokraten in den USA, ein groß
angelegtes Ablenkungsmanöver, um die Wahl gegen Trump fälschen zu können,
kann strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden. Wie erwähnt, wer
behauptet, dass Sozialdemokraten auf die Barrikaden gingen, wenn nur
‚entfernt denkbar‘ wäre, dass Politik mit dem Notstand spielt, wird ja auch
nicht zur Verantwortung gezogen.
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, die in den
letzten 100 Jahren von den unterschiedlichsten Regierungen in die Welt
gesetzten Lügen aufzulisten, welche nur mühsam und meist gegen die geballte
Informationshoheit der Machthaber oder anderer Interessengruppen entlarvt
wurden. Die Konsequenzen solcher Entlarvungen waren jeweils nicht der Mühe
wert.
Nochmal gut gegangen
Bei der Pandemiebekämpfung signalisierte der
Herrschaftsapparat und seine von ihm regulierten Qualitätsmedien, dass es
bei der fortlaufenden Suche nach Rationalität vor allem darum ginge, die
„rechtradikalen Coronaleugner“ in ihre Schranken zu weisen. Denn jetzt ginge
es um ‚Wissenschaft‘.
Nun, es geht bei einer den Menschen bedrohenden
Infektionskrankheit erst einmal um die individuelle Ansteckungsgefahr.
Verlässt ein Mensch sein Haus und muss eine Straße überqueren, geht es nicht
um Verkehrswissenschaft, sondern darum, nicht von einem Auto überfahren zu
werden. Und deshalb nehmen Eltern ihre Kinder an die Hand und gebrechliche
Alte, werden von Pflegekräften begleitet.
Da nach über einem Jahr Coronainfektionsgefahr die Zahl
derjenigen, welche mit Mundschutz auf der Straße herumlaufen, steigt, hat
sich folglich die wissenschaftliche Erkenntnis, wie sich das Virus
verbreitet, dank staatlichem und medialem Informationswirrwarr immer noch
nicht herumgesprochen. So ist es also durchaus denkbar, dass die vom Kind
infizierte Putzfrau mit Mundschutz zur Arbeitsstelle ins Altenheim läuft und
sich dort des Mundschutzes entledigt, um der lieben Oma etwas unter die Arme
zu greifen. Nicht bevor sie das Fenster im Zimmer geschlossen hat, denn die
alte Dame soll sich ja nicht erkälten. Die Landesregierung, welche nach
Wochen feststellt, dass schon wieder zehn Bewohner eines Pflegeheims
verstorben sind, verbietet daraufhin Waldspaziergänge nach 22 Uhr für die
Bevölkerung.
Der Handlungsdruck auf die Politiker entsteht durch die
sich pathologisch wechselseitig verstärkenden Dynamik zwischen dem in die
Schmierpresse forcierten boulevardesken Scheißdreck in Sachen Gesundheit und
der Anmaßung der politischen Gauner, für das Wohlergehen und die Gesundheit
der Untertanen zu sorgen, ja verantwortlich zu sein.
Das Ergebnis ist ein utilitaristischer Fehlschluss.
Verständlicher ausgedrückt: Gäbe der Staat kostenlose Schnitzel für alle
aus, begrenzte sich die Nachfrage nach diesen Dingern an der natürlichen
Sättigung und dem sich einstellendem Überdruss. Das Bedürfnis nach
Gesundheit ist jedoch nach oben offen. Und die Hoffnung auf ein
geisterhaftes Leben im Jenseits wird zunehmend von dem Glauben an den
wissenschaftlichen Fortschritt abgelöst.
Sind 20.000 Pandemieopfer zu viel, sind auch 2.000
Pandemieopfer zu viel, und 200 sind auch zu viel, denn sogar zwei Todesopfer
können medial zum nationalen Problem inszeniert werden: „Unheimlicher Virus
tötet Arztehepaar! Droht der Tod von Tausenden? Virologen ratlos.“
Während in normalen Zeiten eine multiplex verfetteten
Gesundheitsbürokratie die zum Verfall tendierenden Leiber zu erhalten
versucht und eine Armee ohnmächtiger Kranker in den Wartezimmern der
Hausärzte die Privatversicherten beneidet, auch mal eine medizinisch nicht
indizierte Behandlung oder eine unnötige Operation usw. aufgeschwatzt zu
bekommen, versuchen nun durchschnittlich begabte Schwätzer und
Berufsversager, ein ganzes Volk vor dem grassierenden Tod – oder das
Gesundheitswesen vor dem Kollabieren – zu bewahren.
Während es der Wissenschaft erst einmal darum geht, ob
der Staat Forschungsgelder bezahlt und wenn ja, in welcher Höhe, stellt sich
die Pharmaindustrie dieselbe Frage.
Mit Einschränkungen der gewohnten Freiheit bis hin zum
Hausarrest wird aber das alte, gewohnte Spiel des politischen Seilziehens
aufgegeben. Eine Gesetzesinitiative mit dem Ziel, Waldspaziergänge ab 22 Uhr
zu verbieten, löste normalerweise eine endlose Diskussion aus, riefe die
Opposition auf den Plan und der Vorsitzende des Verbands der deutschen
Nachtwanderer käme in der Tagesschau
zu Wort.
Der Notstandsbefehl aber verträgt diese
Auseinandersetzung nicht. Er verträgt, wie man in den letzten 12 Monaten
erfahren musste, noch nicht einmal die Frage ob die Maßnahmen zielführend
sind. Geschweige denn, ob die Maßnahmen verhältnismäßig sind. Da ich mir als
Kettenraucher vor Jahren das Rauchen im eigenen Büro verboten habe und
deshalb auf dem Balkon rauche, stellte ich etwa zwei Wochen vor dem ersten
Lockdown eine mehrfache Erhöhung des Traffics an Polizeifahrzeugen fest.
In diese Richtung gingen also wohl die
Kausalitätsüberlegungen der in Berlin regierenden Herrschaften. Wie können
wir eventuellen Widerstand gegen unsere Maßnahmen brechen? Zu diesem
Zeitpunkt standen die Maßnahmen aber noch gar nicht fest. Klar, der
Taschendieb schaut dem Heiligen zuerst auf die Taschen. Und der mit dem
Notstand herumspielende Herrschaftsapparat zählt zuerst seine
Polizeihundertschaften (in Berlin sind es 16).
Der teilweise dann verordnete Blödsinn hält sich etwa
die Waage mit dem Blödsinn, welche ich in den sozialen Medien oft lesen
musste. Organisierter oder spontaner Widerstand blieb aus. Die sogenannten
Qualitätsmedien mutierten fast durchweg zu Regierungspostillen. Die
TAZ erlebte durch diese
unkritische Berichterstattung eine wahre Empörungsflut ihrer linken, aber
durchaus kritischen Leserschaft.
Nochmal gut gegangen, aus der Sicht des
Herrschaftsapparats. Doch nach der
Pandemie ist vor der Pandemie.
Diese dient wohl zur Einübung von Gehorsam.
Die Medienanstalten werden nun alle Onlinemedien,
welche „geschäftsmäßig journalistisch-redaktionelle Inhalte verbreiten“,
regulieren. Das bedeutet, wie erwähnt, sie zwingen, ihre Quellen
offenzulegen, auf Interessen hinzuweisen und den Wahrheitsgehalt ihrer
Nachrichten zu prüfen. Deshalb werden in den bereits regulierten Medien
Nachrichten personalisiert oder die eine Postille verweist auf die andere
Postille, die „aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen“ etwas erfahren
haben will. Wenn dann Jeb Kensen (oder wie er heißen mag) den Lehrer
interviewt, ob er tatsächlich die Oma am Fenster stehen sah, sollte er
trotzdem nicht voreilig den Schluss ziehen, dass jetzt der Beweis erbracht
wäre, dass die 87-Jährige in Afghanistan als Undercoveragentin des
Bundesnachrichtendienst den Feminismus durchsetzen wollte.
Ansonsten schaltet man den Kanal ab. Wie das
funktioniert, konnte man bei
Stefan Molyneux beobachten: Im Juni 2020
löschte YouTube seinen Kanal und im Juli wurde sein Twitteraccount gesperrt.
Illusionen
Lassen Sie mich zum Schluss noch eine chinesische
Lebensweisheit zitieren:
Wenn du einen Riesen
siehst, der mit dir kämpfen will, dann sei ohne Furcht. Untersuche zuerst
den Stand der Sonne, dann wirst du sehen, dass der Riese vielleicht nur der
Schatten eines Zwerges ist.
Alles klar? Ich glaube nicht, liebe libertäre Leserinnen und Frauen. Denn
die Betonung liegt auf „vielleicht“. Vielleicht ist nämlich auch der
Schatten eines Riesen einfach der Schatten eines Riesen und der offene Kampf
aussichtslos.
Mich persönlich verwundert es immer wieder, welche hochkomplexen
Verschwörungsabsichten man einerseits dem Staat unterstellt, anderseits aber
wie selbstverständlich davon ausgeht, er wäre wehrlos dem Geschwätz seiner
Bewohner ausgeliefert. Das ist ja für die Gewaltherrscher beinahe
ehrverletzend.
Haben sie doch mit Milliarden einen bewaffneten Apparat aufgebaut, ein
ganzes Land im Zuge des Kalten Kriegs der Gefahr des atomaren Holocausts
ausgesetzt, gelogen, getäuscht und betrogen, ohne jemals Konsequenzen zu
spüren, und nun denken eine Handvoll Onlineaktivisten, dass man sie mit
„Rundfunk im Smartphone“ zur Strecke bringen kann.
Aus anarchistischer Perspektive ist
Herrschaft eben Herrschaft. In eine
Gesellschaft mit ihrer strukturierten Gewalt wird man hineingeboren. Danach
liegt es in der Verantwortung von jedem, ob er über die Straße tappt und von
einem Auto überfahren wird oder er sich von anderen ins Gesicht spucken
lässt und an einer Infektionskrankheit stirbt oder ob er sich unter der
Entscheidungshoheit anderer, zusätzlicher Machthaber unterwirft. YouTube und
die ganzen Big Player sind solche zusätzlichen Machthaber. Zu
glauben, sie gäben ernsthaft Freiraum gegen die jeweiligen
Herrschaftsapparate vorzugehen, ist eine weitere Einpflanzung einer
Perversion.
Nachtrag: Im März 2021 – ein Jahr später – hörte ich auf „maiLab“ von der Moderatorin an ihre YouTube-Gemeinde gewandt: „Wir müssen um die beste Lösung ringen!“ Will die Frau mich verarschen? Ich ringe mit ihr oder mit sonst wem, während die anderen von oben befehlen und unten die Polizei aufrüsten.
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Erstellt am 16.03.2021, zuletzt aktualisiert 18.03.2021 Alle Rechte vorbehalten. | ||||
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